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(11/09/2021 / sbr)

Tÿpo St. Gallen 2021: Wenn Gestalter auf ihre „Intuition“ hören

Bereits zum sechsten Mal seit 2011 lud die Schule für Gestaltung St. Gallen (GBS) die Branche der Grafikerinnen und Designer aus dem deutschsprachigen Raum zur Tÿpo St. Gallen ein. Mit der „Intuition“ lag man richtig – das dreitägige Typografie-Symposion war erneut ein voller Erfolg. Die rund 300 Anwesenden und 20 hochkarätigen Rednerinnen und Vortragenden beschäftigten sich intensiv mit der Frage nach dem Bauchgefühl, von dem sie sich bei ihrem Wirken oft leiten lassen.

Die sechste Neuauflage der Tÿpo St. Gallen – dem Branchentreff der Designerinnen und Gestalter, der weit über die Ostschweizer Grenzen höchstes Ansehen genießst – widmete sich in diesem Jahr dem Thema „Intuition“. Wie treffen Kreativschaffende ihre Entscheidungen? Ist das Bauchgefühl unfehlbar und ist eine intuitive Festlegung wirklich unbedacht? „Intuition“ gewährte Einblicke in spannende Projektgeschichten, die zeigen, dass man mit seinem Bauchgefühl auch grandios scheitern kann und dass eine instinktive Eingebung keinesfalls irrational sein muss.

„Intuition ist das Vertrauen, dass es gut kommt“ (Wolfgang Ortner)

Insgesamt 20 Fachreferentinnen und -referenten aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und den Niederlanden setzten sich an der diesjährigen Tÿpo St. Gallen mit dem Zusammenspiel von Intuition und Gestaltung auseinander. Dabei gaben sie offene und oft unterhaltsame Einblicke in ihre Arbeiten und Projekte. Ein stimmungsvoller Auftakt gelang am Freitag dem Musiker, Komponisten und Dirigenten Rudolf Lutz. Er sorgte mit Improvisationen am Klavier und seiner Stimme für einen interaktiven und unterhaltsamen Start in das dreitägige Symposium. Mit Wolfgang Ortner vom Büro OrtnerSchinko aus Linz und dem Schweizer Designer Josh Schaub standen zwei „junge Wilde“ der Designbranche auf der Bühne. Etwas gemächlicher, aber nicht weniger spannend, ging es bei den Vorträgen des Dozenten für Medienbildung, Daniel Ammann, und der Niederländerin Britt Möricke zu. Mörickes Liebe zur Handschrift hatte gar eine entschleunigende Wirkung auf alle Teilnehmenden. Das abendliche Highlight war die Buchvernissage von „ABC – Geschichte und Form der lateinischen Schrift“, eine durch Rudolf Barmettler, Rupert Kalkofen und Roland Stieger erweiterte Neuauflage des Klassikers zur Schriftgeschichte von Hans Eduard Meier.

Der Samstag startete mit einem Vortrag von Andreas Koop von der designgruppe koop. Er zeigte, dass nicht nur Intuition zu Gestaltung führt, sondern intuitives Handeln, die sogenannte Usability, auch gestaltet werden kann. Anschliessend präsentierte die Tÿpo St. Gallen ein neues Format: In zehn dreiminütigen Elevator Pitches wurden unterschiedliche Workshops vorgestellt. Anschliessend konnten die Teilnehmenden bis mittags von Handschreiben über Ideen-Ping-Pong bis Adobe After Effects Einblicke in neue Themen erlangen. Am Nachmittag war die Bühne der Tÿpo St. Gallen ganz in Frauenhand: Mit der lettischen Schriftgestalterin Aleksandra Samulenkova, den vier Frauen vom Hamburger Büro Klaas und der Mediendesignerin Meike Ziegler bekamen die Teilnehmenden drei hochkarätige Vorträge geboten. Auch Just van Rossum, Schriftgestalter aus Den Haag, wusste mit seiner Lecture zu überzeugen.

Für das Sonntagsprogramm teilten sich die Teilnehmenden auf zwei Gruppen auf und besuchten entweder in der Bibliothek Hauptpost die Vernissage der schönsten Bücher aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Diese wurde begleitet von einem Vortrag von Samuel Bänziger, Rosario Florio und Larissa Kasper, die den diesjährigen Schweizer Katalog gestalteten und Einblick in die Unterschiede der nationalen Wettbewerbe gaben. Die zweite Gruppe genoss eine Führung durch die Ausstellung „Erker – Galerie, Edition, Verlag“ im Kunstmuseum St. Gallen. Zum Abschluss fanden sich alle traditionell zur Buchstabensuppe ein.

Zum sechsten Mal ein Erfolg

Die Veranstalter des GBS zeigen sich nach dem intensiven Wochenende zufrieden. Kathrin Lettner, Abteilungsleiterin der Schule für Gestaltung St. Gallen, sagt: „Wir hatten gehofft, dass das Thema viel neuen Input ermöglicht und Diskussionen anregen wird. Aus meiner Sicht ist das passiert. Dass das Thema so aktuell war, ist ein zusätzliches Geschenk.“ Die Tÿpo St. Gallen wird das nächste Mal im Jahr 2023 veranstaltet werden.

Foto: Mélanie Hangartner