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(10/08/2018 / sbr)

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Lothar Göttsching verstorben

Am 26. September ist Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Lothar Göttsching, langjähriges Zellcheming-Ehrenmitglied verstorben. "Ein besonderer Mensch, eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein großer Forscher und Lehrer und ein guter Freund ist von uns gegangen", heißt es im Nachruf.

Lothar Göttsching wurde 1936 während der Olympischen Sommer­spiele in Berlin geboren, ist als Sohn einer Musikerfamilie in Bad Soden/Taunus aufgewachsen und hat nach dem Abitur an der Technischen Hochschule Darmstadt Papieringenieurwesen studiert. Er hat fünf Jahre am finnischen Forschungsinstitut KCL und danach ebenfalls fünf Jahre als Forschungsleiter bei der Vereinigten Ver­packungsgesellschaft in Monheim gearbeitet und 1969 an der TH Darmstadt promoviert. 1971 wurde Lothar Göttsching als Nachfolger von Professor Brecht an das Institut für Papierfabrikation (IfP) berufen. Er widmete sich dort bis 2002 der akademischen Ausbildung von Papieringenieuren sowie ange­wandter und Grundlagenforschung auf den Gebieten der Papiertechnologie, der Papierphysik und des Umweltschutzes. Die Nachfolge von Herrn Prof. Brecht anzutreten war keine leichte Aufgabe. Es waren hohe Maßstäbe gesetzt, es gab Phasen der beruflichen und persönlichen Standortbestimmung, deren Auswirkungen auf den Menschen Lothar Göttsching einflussreich waren. Es ist ihm in dieser Zeit gelungen, dem Institut eine neue Prägung zu geben. Dazu hat seine ihm persönlich eigene Art und besonders seine Weltoffenheit beigetragen. Er hat diese Aufgabe ausgezeichnet gemeistert, das Insti­tut erlangte einen hervorragenden Ruf und wurde national und international beispielhaft positioniert.

Besondere Arbeitsschwerpunkte waren der Ausbau der Abwasser-und Umweltforschungsstelle mit grundlegenden Arbeiten zu Reinigung von Prozesswasser der Papierindustrie und die sehr breite Be­schäftigung mit dem Thema Altpapier, das in seiner Berufszeit zum wesentlichen Rohstoff der Papier­industrie wurde. Dabei sind fast 500 Veröffentlichungen entstanden, über 250 Diplomabschlüsse und 29 Promotionen. Gleich nach Abschluss seines Studiums wurde Lothar Göttsching Mitglied im Verein ZELLCHEMING und dann in zahlreichen weiteren Verbänden und Organisationen. Die Netzwerk­bildung, der Aufbau und die Pflege von Kontakten lagen ihm sehr am Herzen, wobei er sich intensiv um Beziehungen nach Osteuropa kümmerte und natürlich gute Kontakte zu Finnland aufrechterhielt. Davon konnten auch seine Studenten und Mitarbeiter im Rahmen von zahlreichen Exkursionen und Tagungsteilnahmen profitieren. Er hat von der Konzeptionsphase bis lange nach seiner Emeritierung am Aufbau und der Durchführung des Studienganges Papiertechnik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mitgewirkt.

Lothar Göttsching erhielt für sein ehrenamtliches Engagement zahlreiche Anerkennungen, unter denen die Ehrenmitgliedschaften im Zellcheming, im APV Darmstadt, im finnischen Papieringenieur­verein, die Aufnahme in die "Paper International Hall of Fame" in den USA sowie die Auszeichnungen als Ritter 1. Klasse des Ordens der weißen Rose der Republik Finnland, wobei die Verleihung der Ehren­doktorwürde durch die Universität Grenoble und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland besonders hervorzuheben sind. Leider kam aufgrund nahezu fort­dauernder Arbeitstätigkeit die private Sphäre einschließlich musikalischer, kultureller und geschicht­licher Neigungen oft zu kurz.

Durch sein profundes Fachwissen, seine Weltoffenheit und sehr breites und tiefes Allgemeinwissen war er in vielen Kreisen ein geschätzter Gesprächspartner und Ratgeber, der weitsichtig und klar Ereignisse einordnen und seine Positionen vertreten konnte und viele Entwicklungen beeinflusst hat.

Es war uns allen ein großer Gewinn, mit Lothar Göttsching über viele Jahre in einem sympathischen und fachlich immer hochklassigen Austausch zu stehen und Wegstrecken gemeinsam und freund­schaftlich zu bestreiten. Sein Vorbild wird noch lange weiterwirken.

(Ein Nachruf von Samuel Schabel, Ekhard Beuleke, Udo Hamm und Hans-Joachim Putz)