NEWS

(23.05.2022 / sbr)

Print ist auch in Zukunft unverzichtbar!

Die anhaltend schwierige Situation auf den Papiermärkten, steigende Energiekosten und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine – die derzeit wichtigsten Branchenthemen standen bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Druck + Medien Nord-West am 20. Mai 2022 im Fokus.

„Die gegenwärtig unabsehbare Papierpreisentwicklung und die unverbindlichen und langen Lieferzeiten für Papier setzen den Druckunternehmen sehr zu. Die Entwicklungen auf den Energiemärkten erschweren die Situation zusätzlich. Die Herausforderungen für die Druck- und Medienbranche sind enorm – für einige Unternehmen sogar existenzgefährdend“, berichtete Oliver Curdt, Geschäftsführer des VDM Nord-West, auf der Jahreshauptversammlung am 20.05.2022 in Münster. Diese zentralen Branchenthemen standen daher im Fokus des Branchentreffs mit rund 170 Teilnehmern.

„Die noch bestehenden Nachwirkungen der Coronakrise, die Lieferengpässe und Preissteigerungen beim grafischen Papier und nun die wirtschaftlichen Belastungen, die durch den Krieg gegen die Ukraine entstehen – das sind wahrlich keine positiven Botschaften. Auch die Druckindustrie ist vom Krieg betroffen, denn die Energiepreise lassen die Papierpreise weiter steigen und verteuern die Produktion, zusätzlich sind einige Auftraggeber-Branchen vom Krieg betroffen. Insbesondere in solch schwierigen Zeiten ist es wichtig, auf die Leistungen des Verbandes zählen zu können“, so der Vorstandsvorsitzende Sönke Boyens. „Es ist daher nur folgerichtig, dass wir in dieser Lage die unterschiedlichen Akteure an einen Tisch bringen und den Dialog fordern.“

Podiumsdiskussion zur Situation auf den Papier- und Energiemärkten

Treiber, Hintergründe und Perspektiven der Preis- und Liefersituation auf den Papier- und Energiemärkten wurden in der Podiumsdiskussion unter der Moderation von Oliver Curdt beleuchtet und kontrovers diskutiert. Der VDM Nord-West hatte dazu zentrale Akteure eingeladen:

  • Dr. Sebastian Bolay, Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag,
  • Dr. Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Druck und Medien,
  • Dr. Ingo Osterheld, Geschäftsführer von Freytag & Petersen / Igepa Group,
  • Jürgen Schmidt, Geschäftsführer Wirtz Druck,
  • Thomas Hügle, Firmengründer und Geschäftsführer des Einkaufsdienstleisters Paperconnect,
  • Martin Drews, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes der rheinisch-westfälischen papiererzeugenden Industrie.

„Unsere Gesellschaft funktioniert in vielen Bereichen über die Informationsvermittlung von gedruckten Medien, die rein digital nicht gewährleistet werden kann. Eine Trendverstärkung weg von Print und hin zu digitalen Kanälen wäre für die Menschen, die Demokratie und für die Wirtschaft fatal“, betonte der Hauptgeschäftsführer des bvdm, Dr. Paul Albert Deimel. Auch Druckprodukte wie Verpackungen für Nahrungsmittel oder Arzneimittel seien für unsere Gesellschaft unerlässlich. Die Forderung, dass die Wertschöpfungskette Papier, Druck, Presse und Verpackung zur kritischen Infrastruktur gehöre, sei deshalb eine zentrale Forderung der Verbände Druck und Medien an die Politik.

Energiepreise weiterhin auf hohem Niveau

Dr. Sebastian Bolay, Experte für Energie, Umwelt und Energiepolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag, erläuterte die Situation auf den Energiemärkten und hob hervor, dass die Energiepreise langfristig hoch bleiben werden und sich die Druckindustrie darauf einstellen müsse. Thomas Hügle, Firmengründer und Geschäftsführer des Einkaufsdienstleisters Paperconnect, appellierte an die Unternehmer, eine langfristige Papierbeschaffungsstrategie zu etablieren und den Markt nicht nur tagesaktuell zu betrachten. Dr. Ingo Osterheld, Geschäftsführer von Freytag & Petersen / Igepa Group, betonte: „Diese Situation wird sich nicht so schnell ändern. Aus Gesprächen mit Papierherstellen wissen wir, dass diese keine Kapazitätsüberhänge wie in der Vergangenheit zulassen werden – Unternehmer müssen deshalb die höheren Kosten an ihre Kunden weitergeben.“

Print ist unverzichtbar

Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen der Diskussions-Teilnehmer herrschte Konsens darüber, dass das Medium Print auch im Jahr 2025 – und darüber hinaus – einen wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert haben werde. „Wir sind überzeugt davon, dass Drucksachen weiterhin ihren wichtigen Platz in der Gesellschaft haben werden“, so Martin Drews, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes der rheinisch-westfälischen papiererzeugenden Industrie. Auch Jürgen Schmidt, Geschäftsführer von Wirtz Druck, schloss sich dem an: „Printprodukte sind anfassbar, erlebbar und eben nicht digital, schon allein deshalb werden sie auch in Zukunft nicht ersetzbar sein.“ Dr. Deimel stimmte zu: „Print wird weiter unverzichtbar sein, auch wenn quantitativ auf einem niedrigeren Niveau produziert werden wird.“

Branchentreff der Druck- und Medienindustrie

Rund 170 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Einladung des VDM Nord-West zur ersten Präsenz-Jahreshauptversammlung nach zwei Jahren coronabedingter Pause. Das Interesse an den aktuellen Branchenthemen und der Wunsch nach Austausch und Begegnung waren groß.

Neuer Vorstand gewählt

Zwei neue Vorstandsmitglieder, die im Rahmen der Mitgliederversammlung gewählt wurden, verstärken nun die Arbeit der bereits im Amt stehenden Vorstandsmitglieder: Stefan Klinksiek, Geschäftsführer der Kolbe-Coloco Spezialdruck GmbH, und Johanna Lonnemann, Geschäftsführerin der LD Medienhaus GmbH & Co. KG, wurden neu in das Gremium gewählt.

Zusätzlich wählten die Mitgliedsunternehmen zwei neue Tarifvorstände: Bastian Bleeck, Geschäftsführer der Köllen Druck & Verlag GmbH, und Olivier Maillard, Geschäftsführer der CPI Gruppe Deutschland. Der Vorstand des VDM Nord-West ist mit den neuen Mitgliedern verstärkt und gut aufgestellt, um aktuelle Herausforderungen anzugehen und seine Mitglieder bestmöglich zu unterstützen.

Keine Angst vor Veränderung

Zum Abschluss nahm Neurowissenschaftler und Keynote-Speaker Dr. Volker Busch die Teilnehmer mit auf eine „Reise durchs Gehirn“. Er beschrieb Veränderungs- und Lernprozesse aus neurowissenschaftlicher Sicht und forderte zu „gelegentlichen Revolutionen gegen sich selbst“ auf. Denn: „Veränderung ist für das Gehirn ein wahres Geschenk“, so Busch, „Wenn wir unsere gewohnten Trampelpfade verlassen und Neues wagen, belohnt unser Gehirn das mit Wachstum“. Das sei gut für jeden einzelnen, aber auch für die Unternehmensstrategie: Dort, wo immer alles gleichbleibe, gebe es keine Entwicklung. Die Branchen, die darauf setzen kontinuierlich 20 % „anders zu machen“, wachsen am besten. „Etwas Anarchie braucht jedes System – also bleiben Sie geistig hungrig!“ forderte der Arzt und Wissenschaftler die Teilnehmer auf.

Abbildung: Joerg Friedrich