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(16.12.2020 / sbr)

Farbenindustrie unter Druck: Preisexplosion bei Epoxidharzen

Die deutsche Farbenindustrie kämpft mit Höchstpreisen bei Epoxidharzen. Für die Branche haben sich die Preise am Weltmarkt in den vergangenen Wochen so stark erhöht, dass sie die Geschäftsergebnisse der Unternehmen zusätzlich zur Corona-Pandemie massiv belasten. Drastische Lieferengpässe verschärfen die Situation insbesondere für Hersteller von Pulverlacken.

Die deutsche Lack-, Farben- und Druckfarbenindustrie kämpft mit starken Preiserhöhungen bei einzelnen Rohstoffen. Für die rund 250 Unternehmen haben sich die Preise am Weltmarkt insbesondere für Epoxidharze und Polyesterharze in den vergangenen Wochen so stark erhöht, dass sie die Geschäftsergebnisse nachhaltig belasten. Das zeigt eine Umfrage des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) unter seinen Mitgliedern.

Vor allem die Preise für Epoxidharze – wichtiges Bindemittel für viele Farben und Lacke – sind demnach zuletzt geradezu explodiert. Allein in den letzten beiden Monaten betrug die Kostensteigerung bis zu 60 %. Grund ist vor allem eine erhöhte Nachfrage nach Epoxidharzen in Asien und Europa. Dies führt dazu, dass die Ware vorzugsweise zu höheren Preisen vor allem in China verbleibt. Die hohe Auslastung sowie Störfälle bei Bisphenol-A-Produzenten in Asien und Europa verknappen das Angebot erheblich. Hinzu kommt aktuell ein weltweiter Mangel an Containern, der zu einem starken Anstieg der Transportkosten aus Asien nach Europa geführt hat und die Exporteure zusätzlich einbremst.

Selbst hohe Preise garantieren keine Versorgungssicherheit, aktuell brechen die Lieferketten aus Asien teilweise zusammen, die Verfügbarkeit von Epoxidharzen am Markt ist eingeschränkt, vereinzelt kam es sogar zu Panikkäufen, berichten insbesondere die Hersteller von Pulverlacken.

Gleichzeitig nimmt der wichtige Markt für Polyesterrohstoffe gewaltig an Fahrt auf. Störfälle in Europa und Asien erschweren den Zugang. Auch hier liegen die Preise in China deutlich über dem europäischen Niveau. Die gestiegene Nachfrage in Europa aufgrund der ausbleibenden Importmengen führt zu einer Erhöhung von bis zu 45 %. Wegen der Marktunsicherheit berichten Farbenhersteller von eingeführten Monatspreisen statt der üblichen Quartalsnotierungen.

Die vor allem in Asien angesprungene Konjunktur sorgt für eine breit verstärkte Nachfrage nach Rohstoffen für Farben und Lacke: Auch die Preise für Titandioxid zeigen wieder nach oben. Eine hohe Nachfrage nach dem wichtigen Weißpigment in Asien sowie auch hier die Frachtkosten lassen die Preise steigen. Problematisch ist die Lage bei einigen Lösemitteln: Durch Anlagenausfälle und gleichzeitig erhöhte Nachfrage ist es zu Preissprüngen von bis zu 100 % bei äußerst begrenzter Verfügbarkeit gekommen. Auch bei Isocyanaten kommt es wegen verstärkter Nachfrage am Automobilmarkt zu Lieferschwierigkeiten.

Die komplexe Mischung aus Nachfrage, Kapazitätsproblemen und knappen Transportressourcen führt zu einer sich steigernden Verunsicherung im Markt. Rohstoffpreise sind für die Lack- und Farbenindustrie entscheidend, da sie mehr als die Hälfte der Kosten ausmachen – eine immense Belastung für die durch die Corona-Pandemie zum Teil stark gebeutelte Branche.