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(09.09.2020 / sbr)

Umweltmanagement nach ISO 14001

Der Schutz des Klimas ist eine zentrale globale Herausforderung – und beeinflusst zunehmend den Erfolg von Unternehmen. Immer stärker wird der Druck, transparente Informationen über den eigenen CO2-Fußabdruck bereitzustellen und Klimaauswirkungen nachhaltig zu verringern. So fordert unter anderem das internationale Investoren-Bündnis „Climate Action 100+“, dem sich Anfang 2020 der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock angeschlossen hat, mehr Transparenz und nachvollziehbare Ziele beim Thema Klimaschutz. Solchen Anforderungen können Unternehmen mit einem Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 besser gerecht werden. Die internationale Norm bietet wertvolle Orientierungspunkte und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Klimabilanz Schritt für Schritt zu verbessern.

Immer wichtiger: der Unternehmenskontext

In ihrer aktuellen Fassung betont die Norm insbesondere den Kontext eines Unternehmens. Was erwarten Kunden, Geschäftspartner, Investoren in puncto Klimaschutz? Welche behördlichen Auflagen und politischen Entwicklungen sind relevant für die Organisation? Kapitel 4 der ISO 14001 beschreibt die Notwendigkeit, die steigenden Anforderungen unterschiedlicher Interessengruppen zu berücksichtigen und zu prüfen, ob daraus konkreter Handlungsbedarf erwächst. „Wer die Bedürfnisse seines Umfelds genau im Blick hat und Leistungen für den Klimaschutz entsprechend kommuniziert, kann als verantwortungsbewusstes Unternehmen punkten und – zum Beispiel bei Ausschreibungen – entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen“, erläutert Anja Oels Product Manager ISO 14001 bei TÜV Rheinland.

Lebenswegbetrachtung: Gesamte Wertschöpfungskette analysieren

Bei der konkreten Maßnahmenplanung sind laut ISO 14001 (Kapitel 6) Umweltaspekte von Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen stets „unter Berücksichtigung einer Lebenszyklusperspektive“ zu betrachten. Das heißt: Ein Industrieunternehmen sollte nicht nur die eigene Produktion, sondern die gesamte Wertschöpfungskette analysieren. Klimarelevante Prozesse bei der Rohstoffbeschaffung etwa aus Minen oder der Landwirtschaft schlagen ebenso zu Buche wie lange Transportwege oder aufwendige, schlecht recycelbare Produktverpackungen. Nicht zuletzt mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit ist eine umfassendere Perspektive, die beispielsweise auch die Lieferkette betrachtet, sinnvoll: „Durch die Umstellung auf einen nachhaltig wirtschaftenden Lieferanten aus der Region kann ein Unternehmen vielleicht genauso viel CO2 einsparen wie durch die teure Dämmung der eigenen Produktionshalle“, erläutert Anja Oels. „Das systematische Erfassen und Auswerten aller relevanten Daten ermöglicht es, mit dem Einsatz der jeweils vorhandenen Mittel die größten Effekte für den Klimaschutz zu erzielen.“

Risiken und Chancen systematisch bestimmen

Die Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien, die Optimierung von Transportwegen oder die Kreislaufführung von Wertstoffen – Unternehmen können ihre Klimabilanz mit zahlreichen Maßnahmen verbessern. Was im Einzelnen zu tun ist, schreibt die ISO 14001 nicht vor; sie hilft jedoch dabei, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren: „Die Norm gibt einen Rahmen vor und liefert geeignete Kontroll- und Steuerungsinstrumente. So können die Unternehmen systematisch Umweltauswirkungen erfassen, Prozesse analysieren und auf dieser Basis Prioritäten setzen“, so Anja Oels.

In jedem Fall profitieren Unternehmen von einer detaillierten Analyse der Risiken und Chancen, die ebenfalls in Kapitel 6 der ISO 14001 festgeschrieben ist. Dabei gilt: Nicht nur die eigenen klimaschädlichen Emissionen können ein Risiko darstellen, sondern auch der mittlerweile real spürbare Klimawandel kann das Unternehmen bedrohen. Was bedeuten zum Beispiel zunehmend trockene Sommer für ein Kraftwerk, das sein Kühlwasser aus dem Fluss bezieht? Oder für einen Binnenschiffer, der bei Niedrigwasser mit Einschränkungen des Betriebs rechnen muss?

Fortlaufende Verbesserung: Auch Audits werden klimafreundlicher

Ziel des Umweltmanagementsystems ist grundsätzlich die fortlaufende und nachweisliche Verbesserung der Umweltleistungen (Kapitel 10). Regelmäßige Prüfverfahren von unabhängigen Prüfdienstleistern wie TÜV Rheinland im Rahmen der Zertifizierung bieten immer wieder konkrete Anhaltspunkte für Verbesserungen. „Übrigens werden auch die Zertifizierungsverfahren selbst kontinuierlich verbessert und klimafreundlicher gestaltet“, sagt Anja Oels, „zum Beispiel durch weniger Reisen.“ Im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen hat TÜV Rheinland überall dort, wo es möglich war, sogenannte Remote-Audits eingeführt. Das heißt, die Prüfung findet nicht im Unternehmen statt, sondern die Auditorinnen und Auditoren arbeiten das Programm so weit wie möglich per Video-Konferenz mit den Kunden ab. „Wir werden das auf jeden Fall auch nach der Pandemie weiter berücksichtigen.“

Ob digitales Verfahren oder „klassisches“ Audit vor Ort: Mit der Zertifizierung durch einen neutralen, akkreditierten Prüfdienstleister wie TÜV Rheinland können Unternehmen ihr Engagement für den Klima- und Umweltschutz glaubhaft nachweisen. Für Kunden, Investoren, Vertragspartner und die Öffentlichkeit ist dies ein zunehmend wichtiges Bewertungskriterium.

Mehr Informationen zum Umweltmanagement nach ISO 14001 finden Sie auf der Internetseite: www.tuv.com/ISO14001.