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(02.05.2017 / saj)

Update in Sachen LED-UV-Technik

Kürzlich trafen sich fast 300 Anwender und Interessenten der noch relativ jungen LED-UV-Technik bei KBA-Sheetfed in Radebeul, um sich ein umfassendes Bild über den aktuellen Stand des Verfahrens zu machen. Neben Druckern aus 21 Ländern waren auch Vertreter der Lieferindustrie angereist.

KBA-Sheetfed gehört bei LED-UV zu den Technologieführern. Mitte 2014 ging die erste Rapida 106 mit LED-Trocknern in Betrieb. Zu den weiteren Meilensteinen gehört die erste Mittelformat-Bogenoffsetmaschine für die Vier-über-vier-Produktion mit LED-UV Ende 2014 und 2015 die erste Rapida-Großformatanlage. 


Inzwischen produzieren rd. 50 Halb-, Mittel- und Großformat-Rapidas mit LED-Trocknung. Die meiste Installationen befinden sich in Deutschland, Japan und Frankreich. Aber auch in Großbritannien, Österreich, Belgien, Italien, Polen, den USA und in weiteren Ländern setzen bisher vorwiegend Akzidenzdrucker auf Rapidas mit LED-UV-Ausstattung. Neben klassischen Fünf- oder Sechsfarbenmaschinen mit Lackturm werden auch viele Wendemaschinen für den Vier-über-vier-Druck mit diesem zukunftsträchtigen Trocknungsverfahren betrieben.  

 

Verfahrenstechnische Vorteile 


Anwender haben die Vorteile von LED-UV für das eigene Unternehmen und ihre Kunden erkannt. Dabei sind die Umweltverträglichkeit und kurze Lieferzeiten nur zwei von vielen. Hinzu kommt:


- 50% Energieeinsparung gegenüber HR-UV bzw. der IR/TL-Trocknung bei Lackanwendungen; weiteres Einsparungspotenzial ergibt sich durch die jobabhängige Reduzierung des Trocknungsformats in Länge und Breite


- bis zu 20% weniger Makulatur durch den Wegfall von Kratzern oder Abschmieren


- geringere Reklamationsquoten durch fehlende Nachtrocknungseffekte oder nachträgliche Farbveränderungen


- bis zu 4% Papiereinsparung


- 10 bis 20% höhere Druckleistung im Wendebetrieb


- Reduzierte Auftragsdurchlaufzeiten durch die sofort mögliche Weiterverarbeitung


- Reduzierung der Ausschussquote durch verminderten Falzbruch im Druckbild


- Puder und Schutzlack im Druck nicht mehr erforderlich


- Weniger Probleme und geringere Reinigungszeiten in der Weiterverarbeitung


Es gibt in der Branche aber auch kritische Stimmen zum Verfahren. Einwände wie


- höhere Investitionskosten für die Trockner


- höhere Farbkosten


- mangelnde Deinkbarkeit der Drucksachen im Recyclingprozess


wurden offen diskutiert. Ein wichtiges Ziel des Symposiums bestand darin, das Potenzial des Verfahrens aufzuzeigen, im Gespräch mit der Lieferindustrie aktuelle und zu erwartende Entwicklungen und Verbesserungen darzustellen sowie Ängste und Bedenken, die jedes neue Verfahren mit sich bringt, abzubauen.  

 

Podiumsdiskussionen 

 

In der ersten Runde mit Experten von KBA-Sheetfed und weiteren Lieferanten, ging es um die verfügbare Systemtechnik. Unter der Headline "Was bietet die LED-UV-Technologie einer modernen Druckerei" wurden Praxiserfahrungen, konstruktive Lösungen, Handling und Servicethemen zusammengefasst.  

 

Über maßgeschneiderte Consumables-Pakete diskutierten dann die Fachleute von KBA im Anschluss mit Vertretern von Toyo, Actega, Scheufelen, Papyrus, Stora-Enso und Igepa. Neben neuesten Entwicklungen bei Farben und Lacken sprachen die Hersteller über standardisierte Mess- und Analyseverfahren, Gesundheits- und Verbraucherschutz, Migration, Lebensmittelechtheit, sowie die Dimensionsstabilität und Deinkbarkeit von Bedruckstoffen. 


Einige Kombinationen von Farbe und Papier ließen sich problemlos deinken, informierte Dr. Wolfgang Rauh, Abteilungsleiter "Material und Umweltschutz" bei der Fogra. Im Zweifelsfall sei der Kontakt zu den Farb- und Papierherstellern hilfreich.  


Das dritte Modul war den Anwendern vorbehalten: Ingo Klotz von der Druckerei Joh. Walch (Augsburg), Jürgen Ostendorf von Hofmann Druck (Nürnberg), Patrick Leus von Albe de Coker (Antwerpen) und Jonas Hoffmann von Farbwerk (Detmold) stellten ihr Unternehmenskonzept mit den LED-UV-Verfahren vor. Daneben verglichen sie den ROI von LED-UV mit konventionellem Druck, informierten über die erreichbaren Qualitätsstandards und die Energieeffizienz des Verfahrens. 


Dazu gehört ein erweiterter Farbraum, der den Druck mit Sonderfarben oftmals überflüssig macht. Es lassen sich wesentlich höhere Farbdichten erzielen. Der Druck auf ungestrichene Papiere kommt an den auf gestrichene Materialien heran. Dadurch lassen sich neue Druckaufträge im oberen Qualitätssegment generieren. Für die Vermarktung der Drucksachen ergeben sich ganz neue Ansätze und Strategien. Der LED-UV-Druck bietet den Druckbetrieben regionale Alleinstellungsmerkmale, mit denen sie sich von Mitbewerbern abheben können. Viele Teilnehmer bestätigten, dass sie sich dank LED-UV neue Märkte erschlossen haben.  


Druckdemos 


In den Druckvorführungen bestätigten sich die Anwendererfahrungen. Während der Produktion an einer Rapida 75 Pro und zwei Rapida-106-Anlagen konnten die Teilnehmer die aktuellen Energiebedarfe in Echtzeit über Visu-Energy verfolgen.  

 

An einer Fünffarben-Rapida-75-Pro mit Lackausstattung stand die Produktion auf Offset-und Naturpapieren bei voller Farbbelegung im Mittelpunkt. Gezeigt wurde die schnelle Weiterverarbeitung der Druckjobs auf einem Schnellschneider vom Typ Perfecta 132 TS.  

 

Die Produktion von Inmould- und Selbstklebeetiketten mit und ohne Kaltfolie wurde an einer Sechsfarben-Rapida-106 mit Lackturm gezeigt. Nach dem Druck mit Kaltfolie wurde die Maschine auf die Produktion mit Deckweiß umgerüstet. Zum Schluss lief eine Produktion von Zigarettenschachteln auf metallisiertem Karton. Alle drei Druckmotive zeigten, dass LED-UV immer öfter auch im Verpackungsdruck seinen Platz findet.  


LED-UV in Verbindung mit dem automatischen Drucken zeigte KBA als Weltneuheit auf einer Achtfarben-Rapida-106 samt zusätzlichem Lackturm. "Ergotronic Autorun" lässt Druck- und Rüstprozesse ohne menschliche Eingriffe nach der vorbereiteten Jobliste ablaufen. Nur Bedruckstoff, Druckplatten, und Verbrauchsmaterialien müssen bereitgestellt werden. 


Umschläge und sechs Signaturen des Kundenmagazins "KBA Report" liefen in Kleinstauflagen auf dem "Rüstzeitweltmeister" Rapida 106. Die Rapida Live-App diente dabei zur Information, Material- und Chargenzuordnung für den Bediener.  


Als weiteres Highlight präsentierte KBA-Sheetfed das Stanzen von Verpackungen auf einer Rotationsstanze vom Typ Rapida RDC 106 - und zwar erstmals mit automatischem Ausbrechen, einer Weltneuheit beim Rotationsstanzen. Nach einem Jobwechsel wurden Selbstklebeetiketten angestanzt. 


Die Jobwechsel verlaufen darauf nach Anbieterangaben deutlich schneller als an einer Flachbettstanze – bei bestimmten Anwendungen sei dies ein weiteres Plus für das Rotationsstanzen.